High-Speed Kreislauf – Update
Küchenkomposter
Wir wohnen relativ zentral in Köln und können leider keinen Garten unser Eigen nennen. Alle Versuche des Vermieters eine Biotonne zu etablieren sind kläglich gescheitert. Die strikte Trennung von organischen Abfällen und den umgebenen Plastiktüten scheint viele Haushalte zu überfordern. Somit hieß es bisher – alles in den Restmüll. Für mein Empfinden, da ich mit einem richtigen Kompost aufgewachsen bin, ein trauriges Unterfangen, potentielle fruchtbare Erde einfach dem Restmüll zuzuführen. Ein richtiger Kompost braucht aber Platz und Zeit und kommt deshalb für unseren Balkon nicht in Frage. Deshalb wage ich ein interessantes Experiment – Ein Kompostiersystem für die Küche.
Das Zubehör
Es besteht aus zwei Eimern, die abwechselnd zum Einsatz kommen. Ist der eine Eimer voll, wird er zum Arbeiten beiseite gestellt und der nächste wird befüllt. Luftdicht verschlossen, verspricht er keine Verwesungsgerüche in unsere Wohnung abzugeben. Da Kompost aber einige Zeit braucht, bis sich daraus frische Blumenerde entwickelt hat, wird hier ein wenig nachgeholfen. Durch die Beigabe von Bokahi, eines Mikroorganismenfermentes, soll dieser Prozess beschleunigt werden. Eine Idee aus Japan, wo Platz bekanntlich Mangelware ist. Und als weiterer Nebeneffekt kann unten am Eimer regelmäßig neuer, organischer Flüssigdünger abgezapft werden. Also keine Erde mehr schleppen und keinen teuren Dünger mehr kaufen und auch noch auf dessen Verpackungsmüll verzichten… klingt toll – ob´s auch wirklich klappt lasse ich euch wissen. Der erste Müll hat seinen Weg schon gefunden …
Erste FüllungUPDATE – nach 3 Wochen
Der Eimer ist mittlerweile zur Hälfte gefüllt. Von außen ist tatsächlich gar nichts zu riechen und im Eimer selbst entspricht es dem säuerlichen, aber nicht unangenehmem Geruch der auch in der Gebrauchsanweisung versprochen wurde. Die Anwendung dieses Spezialmülleimers erfordert ein paar mehr Handgriffe, als alles in die Restmülltonne zu werfen. Die eingebrachten Reste werden mit der beiliegenden “Maurerkelle” plattgedrückt, um möglichst viel Luft zu entfernen. Dann wird er mit einer dünnen Schicht Mikroorganismenstreu überdeckt und der Eimer wird wieder fest verschlossen. Da mir diese vielen Handgriffe für jede Apfelkitsche auch zu aufwendig sind, sammele ich alle Abfälle in einer Schale und begebe mich nur einmal täglich oder so an die Prozedur.
Halb voll
UPDATE – 04. August 2013
Der erste Eimer ist nun voll. Es läuft noch alles planmäßig ab. Lediglich den Ablaufstopfen habe ich einmal zu weit herausgedreht. Das hätte ich besser nicht getan, denn jetzt bekomme ich das Ventil nicht mehr dicht. Ich habe ihn nun nach draußen gestellt, so dass der Dünger langsam in einen Eimer ablaufen kann. Außerdem stellt sich bei mir langsam die bisher verdrängte Frage: Was mache ich wenn mein Sack mit Mikroferment leer ist? Das Nachkaufen scheint sich als problematisch herauszustellen. Oder kann man es vielleicht auch selber machen?
UPDATE 09.Oktober 2014
Das Update zu meinen Bokashi Eimern ist mehr als überfällig. Ich habe beide Eimer gefüllt und nach Gebrauchsanweisung immer schön die Bokashi Mikroorganismen darüber gestreut. Nachdem der zweite Eimer auch voll war, habe ich mir mal angeschaut, was im ersten so passiert ist. Wie die Misstrauischen unter euch sich nun schon denken können, hat sich nicht allzu viel getan in der kurzen Zeit. Nach etwas externer Recherche habe ich den Inhalt unter andere Blumenerde gemischt und während einer kleinen Selbstfindungsreise erneut sich selbst überlassen. Nach sechs Monaten habe ich mich dann tatsächlich gefunden und bin zurück gekommen. Zu Hause habe ich diese Mischung genau unter die Lupe genommen. Im groben und ganzen ist tatsächlich Erde entstanden. Ein paar Dinge habe ich aber unverändert vorgefunden: Avocadoschalen und Kerne und Eierschalen.
ErgebnisWirklich weiterempfehlen kann ich diese Eimer also nicht. Die Mikroorganismen scheinen schon ihren Dienst zu tun, die Nachversorgung mit dem Streu, stellt sich aber als eher problematisch heraus, gerade wenn man auf Verpackungsmüll lieber verzichten möchte. Der Flüssigdünger aus dem Abtropfventil dagegen ist echt top.
Das nächste Kompost Experiment wird eine Wurmkiste sein. Da hat man dann auch immer genügend Würmer für den Angelhaken parat. Wer es nicht erwarten kann, wird bei Wilma in der Wurmkiste bestimmt fündig.
6 Kommentare
Simone
Hallo,
das leidige Thema mit dem Kompost habe ich auch schon hinter mir. Ich finde ihn zu wertvoll für die Restetonne. Und die Nachbarn hier, die eine Biotonne haben mögen meinen Abfall darin nicht (der Reinigungsaufwand ist ihnen zu hoch). Seit fast einem Jahr habe ich nun eine Wurmkiste und bin begeistert. Dank der Würmer hatte ich eine gute Tomatenernte auf meinem Balkon.
Diese Art der Kompostierung ist aber auch mit mehr Arbeit verbunden. Die Würmer mögen ihr Futter gerne zerkleinert und nicht zu nass. Ich sammle meine zu kompostierenden Küchenabfälle immer ein paar Tage und dann dreh ich sie durch einen Fleischwolf, auch die Eierschalen, dann sind sie genau richtig für die Würmchen.
Irgendwie sind sie meine Haustiere geworden. Manchmal rede ich sogar mit ihnen bzw. schimpfe, wenn sie mal wieder ausbüchsen.
Olga
Hallo Simone,
es ist schön dir zuzuhören, wie du das Thema nicht nur als lästige Notwenigkeit ansiehst, sondern ihm einen ganz eigenen Inhalt in deinem Leben gibst. Wir können es auch kaum erwarten selbst eine auszuprobieren. Hast du sie selbst gebaut, oder gekauft?
zero waste Mama
Wie geht es denn voran mit deinem Bokashi? Würdest Du ihn jetzt nach einem Jahr Ausprobieren empfehlen?
Olga
Gut das du mich daran erinnerst. Da ist wirklich mal ein Update fällig. Ich bin leider nicht hundertprozentig überzeugt. Der Inhalt der Eimer wird auf jeden Fall nicht innerhalb der Auffüllung des nächsten Eimers zu Kompost. Ich habe ihn am Ende unter einen Sack voll Blumenerde gemengt und ein halbes Jahr stehen lassen. Das meiste hatte sich darin schon zu Erde verwandelt. Einige hartnäckige Dinge, wie Eier- und Avokadoschalen haben sich aber nicht verändert. Genauso wenig habe ich herausgefunden, wie ich an eine weitere Packung Mikroorganismen komme. Aus diesen Gründen ist der Kompost zur Zeit nicht in Verwendung. Mein nächstes Experiment wird eine Wurmkiste sein. Die kann man scheinbar auch ganz leicht selbst herstellen.
zero waste Mama
Guck mal, das Ferment gibt es bei amazon:
Oder Du nimmst Em Keramikpulver und Em blond aus dem Bioladen. Leider in einem Plastikcontainer.
Wie man es selbst aus Kaffeesatz etc. herstellen kann findet man auf youtube.
Selbst gemacht habe ich es noch nicht. Da bin ich dir keine Hilfe. Meine Familie und ich sind am Überlegen, ob wir ihn uns anschaffen sollen. Es klingt nur so kompliziert und aufwendig.
Mica
Mir ist es vor Kurzem auch passiert, dass der Eimer nicht mehr dicht war. Das war dann doch etwas eklig. Daher habe ich kurzerhand den Inhaltes des undichten Eimers in den zweiten, leeren Eimer umgeschichtet. Und dann war wieder Ruhe 😉
Auch wenn das Ausleeren des Eimer nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört, dazu finde ich den Geruch dann doch einen Tick zu penetrant.
Das mit dem Ferment würde mich auch interessieren… vielleicht meldet sich noch jemand, mein erster Sack ist nämlich jetzt bald leer.