Reduce – Reduzieren

Weniger konsumieren. Qualität statt Quantität einkaufen, die länger hält Hersteller*Innen nicht ausbeutet und die Umwelt weniger belastet. Weniger verschwenden.

Besitz reduzieren. Befreien vom Überfluss und zufrieden sein, mit dem was man hat. Auf das Wesentliche konzentrieren und immaterielles Glück anstreben. Zeitwohlstand leben.

Selber machen statt kaufen.

Wohlstand

Deutschland schimpft sich führend in der Klimapolitik, doch der CO² Fussabdruck von jedem von uns ist so groß und unser Ressourcenverbrauch so hoch, dass wir vier Erden bräuchten, wenn jeder auf der Welt so leben wollen würde. Wir leben über unsere Verhältnisse und nutzen mehr Rohstoffe als unsere Erde nach produzieren kann. Die meisten davon kann unsere Erde gar nicht mehr nach produzieren – wie seltene Erden, Erdöl, Gold oder Aluminium.

Sollte man sich an uns also wirklich ein Vorbild nehmen? In der Hinsicht sicher nicht. Sehr viele tun es aber trotzdem. Wir können ihnen vorleben, wie man die Welt vor die Wand fährt, oder wie man trotz Wohlstands, nachhaltig leben kann.
Was hat das mit Wohlstand zu tun? Eine Ganze Menge: Es gibt eine direkte Abhängigkeit von Wohlstand zu Ressourcenverbrauch. Je mehr wir verdienen, desto mehr geben wir aus, desto mehr verbrauchen wird. Das führt dazu, dass ein ökologisches Bewusstsein, was besonders den Besserverdienenden zugeschrieben wird, nicht im Einklang steht mit dem ökologischen Verhalten. So verbrauchen Menschen der einfachen, prekären Milieus, trotz ihres häufig mangelnden Interesses weniger Ressourcen. Ihnen fehlen schlicht weg die finanziellen Mittel dazu. Sie fliegen weniger, haben weniger Heizbedarf und kaufen weniger ein (vgl. Julia Post in “ Besser machen statt besser wissen“)

The Story of Stuff

Müllvermeidung beginnt mit Reduzierung. Denn unser größtes Problem ist, dass wir von allem zu viel haben und zu viel brauchen. Selbst nachwachsende Rohstoffe wie Holz können nur dann auch nachwachsen, wenn sie aufgeforstet werden. Unser hoher Bedarf an Ressourcen macht das jedoch zunehmend schwierig und es werden immer noch Regenwälder für unser Papier gerodet.

Auch Elektroautos, Windkrafträder und Solaranlagen bestehen aus solchen Ressourcen. Solange unser Bedarf also stetig steigt, ist es fragwürdig, ob wir eine Umstellung auf 100% Erneuerbare Energien möglich ist. Deshalb steht Reduce an erster Stelle und ist die Voraussetzung für einen wirklich nachhaltigen Lebensstil.

Unser Überfluss geht nicht nur auf Kosten unserer Rohstoffe, sondern auch auf dem Rücken anderer Menschen ,Tiere und der Umwelt. Damit wir so billig einkaufen können, wird die Produktion unserer Konsumgüter in Länder verschoben, wo man weder gerechten Lohn zahlen muss, noch Arbeitsschutzrichtlinien gelten. Verletzungen und Todesfälle sind normal und die  Lebenserwartung deutlich geringer. Eine andere Wahl haben die Arbeiter nicht, früher nannte man das Sklaverei, heute Globalisierung. Ist uns das die Hose für 20€ wert?
Genauso läuft es mit Tierprodukten. Die konventionelle Tierhaltung ist reinste Qual, von Geburt bis zum Tod ein grausames Tierleben – damit wir jeden Tag billiges Fleisch essen können.

Ein kurzer aber prägnanter Film bringt auf dem Punkt, was es mit all dem auf sich hat, womit wir uns umgeben. The Story of Stuff

So fair und so bio man auch einkauft, es gibt kein Gut der Welt, dass ein reines Gewissen kaufen kann. Das einzige was das Gewissen reiner machen kann ist, weniger zu kaufen. Jedes einzelne Teil ist entscheidend. Bei jeder Kaufentscheidung gilt „Shopping is voting“.

Folglich: In jedem einzelnen Bereich des Lebens ist es sinnvoll weniger zu konsumieren. Wer sich auf den Weg der Reduktion begibt, stellt bald fest, dass dort nicht nur Mangel und Verzicht warten – sondern Klarheit, Einfachheit und Freiheit und das große Glück der Zufriedenheit in den einfachen Dingen.

Alles was du brauchst ist weniger

Weniger Kaufen und weniger haben, bedeutet nicht nur Verzicht. Weniger bezieht sich genauso auf die Erwerbsarbeit. Denn wohin noch mit dem ganzen Geld, wenn die Ausgaben plötzlich wegfallen. Wer reduziert, kann im besten Fall auch seine Arbeitszeit reduzieren oder ist zumindest nicht mehr so abhängig davon, sich einen Job zu suchen, der wirklich ausfüllt und nicht nur das nötige Geld rein bringt.

Genung.org

Postwachstum

Modeprotest

Auf kleinem Fuß leben

Alleine mit unserer Wohnsituation bestimmen wir bereits einen großen Teil unseres Verbrauchs und unseres Bedarfs. Haus oder Wohnung wollen nicht nur beheizt, sondern auch ausgestattet werden. Mit durchschnittlich über 46m² / Person steigt die persönliche Wohnfläche stetig an. Die Folgen sind ein steigender Energieverbrauch, höhere Mietausgaben und damit zunehmende Lohnabhängigkeit und der wachsende Druck auf den Wohnungsmarkt. Immer mehr informelle, Kreativräume verschwinden aus den Städten um dem Druck nachzugeben. Die Flächenversiegelung durch Wohnungsbau nimmt zu, für Grün und Freiflächen bleibt immer weniger Platz.
Die größte Verarmung findet jedoch in uns selbst statt. Je schöner und größer unsere Wohnungen sind, desto weniger gehen wir vor die Tür, begegnen unseren Nachbarn, verbringen Zeit draußen und spielen unsere Kinder vor der Tür. Und so verschwinden auch immer mehr, die Räume wo wir noch draußen sein können, ohne zu konsumieren oder am Verkehr teil zu nehmen.

Je kleiner unser Wohnraum ist,

  • desto weniger Energie verbrauchen wir zum Heizen. Selbst wenn wir Grünen Strom und Windgas von Greenpeace Energy beziehen, kommt unsere Energie nicht aus dem Nichts. Wollen wir die Energiewende wirklich schaffen gilt: Wenn wir weniger Energie benötigen, können wir diese leichter vollständig über Erneuerbare Energien decken.
  • desto weniger Zeit verbrauchen wir mit Putzen, aufräumen, sortieren und einrichten. An manchen Tagen, habe ich das Gefühl, dass ich mein halbes Leben damit verbringe, Dinge wieder dort hin zutragen, wo sie hingehören und Wollmäuse zu jagen.
  • desto weniger Einrichtungsgegenstände kaufen wir. Jeder kennst das: Wo Platz ist wird voll gestellt – Weniger Platz = weniger Zeug.
  • desto weniger Platz verbrauchen wir in einer Stadt, in der Wohnraum knapp wird und Flächen für die Naherholung fehlen.
  • desto weniger Geld müssen wir verdienen, um den Wohnraum zu finanzieren.
  • und je kleiner die Wohnung, desto eher gehen die Kinder noch nach draußen zum spielen.

Ein ganz bewusster Reduktionskurs beginnt zwar nicht unbedingt bei der eigenen Wohnfläche, muss aber auch bei ihr nicht halt machen.

Mehr Infos zu unseren Wohngewohnheiten.

Tini House Autark
Leben auf kleinem Fuss und dass auch noch autark – jetzt in Serienproduktion.

Lebensmittelverschwendung

Lebensmittel sind biologisch abbaubar, sie wegzuschmeißen ist dennoch alles andere als harmlos.
Der Anbau benötigt Flächen, auf denen eine unberührte Natur nicht mehr existiert. Im Falle des konventionellen Anbaus, wie wir ihn heute kennen, ist dort überhaupt kein Leben mehr möglich durch den hohen Einsatz von Pestiziden und Fungiziden. Diese belasten auch zunehmend das Grundwasser. Industrielle Monokulturen verringern die Fruchtbarkeit der Böden zusehends, was wiederum höhere Mengen an Düngemitteln erfordert. Besonders große Flächen werden für den Anbau von Tierfutter benötigt.

Mehr Infos dazu findest du hier.

Wachstumsalternativen

Mehr Wachstum erhalten wir nur durch mehr Konsum und Produktion. Mehr Produktion funktioniert nur unter Nutzung endlicher Ressourcen. Jeder gesunde Menschenverstand kommt schnell zu der Erkenntnis, dass es grenzenloses Wachstum auf einem runden Planeten nicht geben kann. Das Wachstum wird von ganz alleine immer schwächer, weil wir immer weniger Produkte wirklich brauchen. Wir können uns also jetzt überlegen, wie eine andere Gesellschaftsform ohne Wachstum aussehen könnte, oder wir warten, bis das System von alleine kollabiert. Letzteres ist mit Neid, Krieg und viel Leid verbunden – deshalb würde ich ersteres bevorzugen.

Postwachstum

Ein Ansatz ist die Postwachstumsgesellschaft nach Nico Paech. In seinem Buch „Befreiung vom Überfluss“ beschreibt er wie das aussehen kann. Eher empfehlen würde ich jedoch seine Videos und seine Vorträge. Sein Buch ist eine gute Lektüre für Wirtschaftsstudenten, für Normalos jedoch etwas anstrengen. Dagegen ist er aber ein hervorragender Redner, dem man einfach gerne zuhört. Schaut ihn euch bei You tube an.

Degrowth

Gemeinwohlökonomie

Für die Realisten unter uns ist vor allem das Modell der Gemeinwohlökonomie nach Christian Felber eine Alternative die sich anzuschauen lohnt. Kerngedanke ist, dass wir unsere Wirtschaft auf die gleichen Werte betten, die wir in privaten Beziehungen so schätzen: Vertrauen, Ehrlichkeit, Empathie, Wertschätzung, Kooperation, Hilfe und Teilen (im Vergleich zur gegenwärtigen Realität: Konkurrenz, Egoismus, Gier, Geiz, Neid, Rücksichtslosigkeit und Verantwortungslosigkeit.)
Christian Felber beschreibt in seinen Zahlreichen Büchern und Vorträgen, wie es Schritt für Schritt möglich ist unsere Wirtschaft sofort in diese Richtung zu lenken. Das einzige was wir benötigen ist unser Wille.

Ecogold.org
Wir sind reicher denn je und trotzdem unglücklicher und unzufriedener denn je. Brauchen wir ein Bruttosozialglück, statt einem BIP?
Ein soziales, gerechtes Wirtschaftsmodell mit Zukunft.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert