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Weihnachtswahnsinn

Wir sind mitten in der Weihnachtszeit und es häufen sich die besorgten Gesichter meiner Bekannten, die mich fragend anschauen, ob ich denn schon alle Weihnachtsgeschenke zusammen habe. Hinzu kommen Bemerkungen wie: Ich habe leider keine Zeit, ich muss noch Geschenke kaufen! Die Erwartungen sind groß. Die Geschenke werden immer teurer und jedes Jahr muss man sich selbst übertreffen. Jeder weiß noch genau, von wem er letztes Jahr beschenkt wurde und fühlt sich in Zugzwang. So werden krampfhaft Geschenke gekauft, mit der nagenden Unsicherheit: Wird ihm oder ihr das auch wirklich gefallen? Passt es auch oder ist es vielleicht doppelt? Oder es wird am Ende einfach irgendwas gekauft, damit man auf jeden Fall nicht mit leeren Händen da steht? Was dann mit vielen Geschenken passiert, weiß jeder von sich selbst. Sie landen in Schrank, reihen sich zu den anderen in der Sammlung oder verstauben irgendwo.

Bei mir drängt sich das Gefühl auf, dass aus dem freudigen Gefühl des Schenkens, ein stressiger Zwang geworden ist, der die Gesellschaft vier Wochen im Jahr kollektiv in schlechte Stimmung versetzt. Und das in einer Welt, in der eigentlich jeder schon alles hat.
Ich habe mich entschieden aus diesem Zwang auszubrechen um Weihnachten und die Vorweihnachtszeit mit anderen Inhalten  zu füllen. Alte Freunde und Familie wieder treffen und den Liebsten viel Zeit widmen, wie man sie sich im Alltag oft nicht nehmen kann. Gregor und ich schenken uns einvernehmlich nichts außer ein bisschen ungeteilten Zweisamkeit. Für meine Familie begebe ich mich ebenfalls nicht in die panische Vorweihnachtszeit. Wenn ich eingeladen bin, bringe ich gerne ein paar selbstgemachte Leckereien mit. Handelsübliche Mitbringsel gibt es nur noch, wenn mir eine wirklich gute Idee ins Gesicht springt.

Wirkliche Geschenke gibt es eigentlich nur für die Kinder. Und diese Aufgabe hat auch uns unter Druck gesetzt. Die Wunschzettel sind länger als eine DIN A4 Seite und die Erklärungen, welches die richtigen Playmobil-Pferde mit den richtigen Sätteln sind, werden immer ausführlicher. Endlich haben wir aber doch eine Lösung gefunden. Anstatt das Kinderzimmer mit noch mehr Spielzeug aus zweifelhafter Herkunft vollzustopfen, schenken wir ihnen ein unvergleichbares Erlebnis. In diesem Fall eine Woche auf einem Französischen Reiterhof in den kommenden Sommerferien.
Um dem Geschenk die Abstraktion etwas zu nehmen gibt es aber auch zwei Playmobil Pferde dazu, die wir gebraucht erstanden haben. Das spart nicht nur viel Geld (gerade bei Markenspielzeug), sondern verlängert auch die Lebensdauer der Dinge, die es bereits gibt und schont damit Ressourcen.

Zum Schluss kommt noch das Einpacken. Geschenke auspacken macht schließlich Spaß und das nicht nur den Kleinen. Aber was dabei an Geschenkpapier, Tesafilm und Kunststoffbändern verbraten wird verhagelt mir die besinnliche Stimmung. Meine bisherige Strategie war, jedes bisschen Geschenkpapier aufzubewahren und wieder zu verwerten. Spätestens seit diesem Jahr bekomme ich kein Geschenkpapier mehr. Meine Freunde und meine Familie haben verstanden – Danke dafür, ihr Lieben :-).

Ab jetzt werde ich meine Geschenke in Wertpapiere einpacken. Damit meine ich natürlich keine Aktien, sondern eine Geschenkumhüllung, die nicht von Tesafilm zerrissen wird und mit jeder Anwendung immer unansehnlicher aussieht. Eine Verpackung, die sich selbst so schön anfühlt, dass man gar nicht anders kann, als sie wieder zu gebrauchen. Kurz gesagt, ich nähe unser Geschenkpapier jetzt aus Stoff und binde die Päckchen mit bunten Stoff Bändern zu. Stoffreste liegen in den meisten Haushalten in rauen Mengen herum. Wie ihr daraus ganz leicht tolles Wertpapier macht seht ihr hier.

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Und noch ein paar Tipps gegen Weihnachtswahnsinn.

1. Es geht um die Geste, nicht um den Preis. Schenkt etwas Selbstgemachtes: Kekse, Marmelade, Backmischungen im Vorratsglas, Gehäkeltes, Gewerkeltes… Die Zeit und die Gedanken, die ihr investiert habt, macht euer Geschenk zu etwas besonderem.

2. Größer ist nicht besser. Die Liebe wird nicht deutlicher mit der Größe des Geschenks. Macht es wirklich Sinn sich jedes Jahr gegenseitig das neuste I-Phone zu schenken? Kauft man sich solche Sachen nicht am besten selbst, wenn man sie braucht?

3. Was fehlt dem Beschenkten wirklich? In einer Zeit in der jeder schon alles hat und sich alles kaufen kann, punktet ihr besonders mit dem unbezahlbarem: Die Plattform Zeit statt Zeug gibt euch tolle Anreizen dazu. Stellt euch vor, ihr könntet die Zeit im vollgestopften Kaufhaus eintauschen gegen eine gemütliche Glühweinrunde mit Freunden am vollgestopften Glühweinstand.

4. Neu aus alt. Schaut, welche Geschenke ihr gebraucht kaufen könnt oder was sich noch im Keller stapelt. Nicht aus geilem Geiz, sondern um bestehenden Produkten eine längere Lebensdauer und mehr Werthaltigkeit zu verleihen und damit Ressourcen zu sparen. Gerade bei Kindern bietet sich das an, da sie so schnell aus ihren Interessen herauswachsen und etwas neue haben wollen.

5. An andere denken, heißt auch manchmal nicht schenken. Viele Menschen würden sich deutlich entspannter fühlen, wenn sie euch nichts schenken müssten. Wie wäre es mit einer Kooperation, dass ihr euch gegenseitig nicht beschenkt. Aber nicht vergessen -Diesmal auch daran halten!

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