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Schnuller oder nicht Schnuller?!

Zero Waste ist sehr häufig eine Auseinandersetzung mit den Dingen, wie wir für ein glückliches Leben und eine gute Entwicklung wirklich brauchen. Das bedeutet immer wieder in Frage zu stellen, was uns das Fernsehen und die Werbung den ganzen Tag lang erzählt.

Ein gutes Beispiel dafür sind Schnuller und Windel. Das Bild von einem Baby oder Kleinkind ist in den Medien untrennbar gekoppelt an Schnuller und Windel. So hat ein Baby auszusehen. Auch ich habe mir beides kurz vor der Geburt noch schnell besorgt. Als Alternative zu Plastikschnuller und Pampers aber eben der Schnuller aus Naturkautschuk und die Windel als Mehrwegwindel zum waschen. Das es ohne beides geht, hatte ich zwar schon mal gehört, wollte mich aber nicht ganz darauf verlassen. Man hört ja immer wieder von jungen Eltern, die es ohne Schnuller versuchen wollen. Man hört aber auch immer wieder von genau diesen Eltern, dass es nicht geklappt hat.

Nach knappen 3 Monaten mit Baby kann ich resümieren, dass ich bisher dreimal versuchte den Schnuller einzusetzen und dreimal damit scheiterte. Zum Glück wurde er von unserem kleinen Mann abgelehnt, sonst wäre ich vielleicht auch darauf reingefallen, dass man ihn braucht. Wenn ich meinem Sohn aber alles gebe was er braucht und alle seine Bedürfnisse befriedige, dann schreit er weder, noch braucht er einen Schnuller zur Beruhigung. In der Anfangsphase ist das recht leicht. Obwohl das Kind nicht reden kann, hält sich die Auswahl an möglichen Bedürfnissen wirklich in Grenzen. Hunger, Kaka, Pipi, Bauchweh gilt es auseinander zu halten. Nicht alleine irgendwo rum liegen zu müssen und keine körperlichen Schmerzen zu haben sind dabei Grundvoraussetzung.

So wird keine Mutter Probleme haben zu erkennen, wenn das Kind hungrig ist. Das Ausscheiden dagegen ist schon etwas komplexer ist. Wenn unser Sohn muss, meldet er sich, wenn er muss aber nicht kann ebenfalls und erst recht wenn er musste und deshalb in einer vollen Windel sitzt. Ermöglichen wir ihm frei auszuscheiden über Waschbecken oder Kloschüssel oder wechseln wir die Windel alsbald sie voll ist, so kehrt wieder Ruhe ein. Schmerzt der Bauch, sieht man ihm zwar seine Qual an, aber wirklich schreien tu er ebenfalls nicht. Mit Bauchmassage, Fliegergriff und abhalten ist auch hier bald Erleichterung geschaffen.
Damit fing es an. Recht überschaubar und leicht zu erfüllen.  Seit kurzen wird es aber etwas komplexer. Nun will der Sohnemann nicht immer auf dem Arm rumhängen und kuscheln und genießt es alleine (in unserer Nähe) vor sich hin zu strampeln und uns zuzugucken. Und wenn es alles zu viel und zu anstrengend wird, schläft er nicht einfach ein, so wie am Anfang, sondern braucht oft Hilfe um zur Ruhe zu kommen. Tragetuch, ein wackelnder Stubenwagen, ein kuscheliges geborgenen Plätzen helfen und wenn alles nicht funktioniert, dann hat er sich an der Brust in Windeseile in den Schlaf genuckelt.

Für mich klappt das prima, da ich ihm alles gebe, was er braucht. Warum der Schnuller in unserer Gesellschaft so weit verbreitet ist, wundert mich aber nicht im geringsten. Die Ansprüche an uns Mütter werden immer höher. Wir sollen den Haushalt organisieren, all unsere Kurse besuchen, die Freunde nicht vernachlässigen, den Beruf am besten nicht ganz aufgeben oder bald wieder einsteigen, mit Behörden kämpfen und dabei auch noch top aussehen und dem Kind gerecht werden. Das Kind muss dabei immer brav sein und schön lächeln, darf nicht stinken und muss gut angezogen sein. Das ist ganz schön viel. Wem ist es da zu verdenken, hier zum Notnagel zu greifen und das Kind für einige Zeit zu vertrösten. Um so schöner ist es, wenn man sich dessen bewusst wird und es schafft einen Moment inne zu halten und auf das zu hören, was das Baby mitteilen möchte und ihm das einfach nur zu geben.

Wie gesagt, zum Glück hat in meinen schwachen Momenten der Schnuller einfach nicht geschmeckt. Und deshalb klappt es bisher auch ohne. Gekauft ist der Schnuller in Plastikverpackung aber leider trotzdem und ob ihn nochmal jemand anders benutzen möchte, bezweifele ich irgendwie.

14 Kommentare

  • Tamara

    Hallo!

    Der Artikel ist schon etwas älter aber ich würde trotzdem gerne noch meinen Senf dazu geben.

    Wir wollten unserem Sohn auch keinen Schnuller geben aber er hat uns schon nach wenigen Tagen gezeigt: ohne Schnuller läuft bei mir nichts.

    Kinder sind einfach sehr unterschiedlich und manche wollen überhaupt keinen Schnuller und andere haben ein extrem hohes Saugbedürfnis.

    Liebe Grüße, Tamara

    • Olga

      Levin weiß immer noch nicht, was er mit einem Schnuller anfangen soll, genauso wie mit einer Trinkflasche mit Nucki.
      Saugen tut aber auch er gerne. Ich merke immer wie wahnsinnig beruhigend er es findet, wenn er an mir saugt, selbst wenn keine Milch mehr rauskommt 🙂

  • Vanessa

    Da kommen Erinnerungen hoch…Ich habe meiner Tochter vor 7 Jahren auch keinen Schnuller gegeben.
    Und es hat wunderbar funktioniert! Außerdem haben wir uns das Abgewöhnen gespart. Auch der Zahnarzt war zufrieden 🙂

    Liebe Grüße
    Vanessa

  • Elisabeth

    Ich wollte meiner Tochter auch keinen Schnuller geben. Bis zum 4. Monat haben wir es auch ohne geschafft. Allerdings hatte sie schon immer ein großes Saugbedürfnis (Trotz Tragekind, nach Bedarf Stillen und co.). Anfangs hat sie einfach an ihrem Spucktuch genuckelt (oder an unserem Finger) das wurde allerdings irgendwann alles zu nass. Und dann stand eine erste größere Reise, leider mit dem Auto an. Das waren 4 Stunden fahrt. Und da unsere Kleine Autofahren schrecklich findet, mussten wir uns etwas überlegen um sie zu beruhigen. Da kam der Schnuller ins Spiel. Seitdem nutzen wir ihn, sie ist jetzt 10 Monate alt. Versuchen es aber immer noch so wenig wie möglich. Z.B. beim Auto, Bus oder Bahn fahren wenn Stillen oder anderes Beruhigen nicht möglich ist. Oder auch generell zum Schlafen (wenn sie in der Trage bei ihrem Papa ist oder auch Nachts).
    Ich denke auch, dass es einfach Typ abhängig ist. Aber wenn das Baby gut ohne klar kommt um so besser.

  • Sabine

    Ich habe meine beiden Söhne (4 und 5) auch ohne Schnuller „groß“ bekommen.

    Ich kann mich erinnern, dass ich selbst große Probleme hatte, von meinem gewohnten Beruhigungsschnuller wegzukommen und sehe auch, wie schwer sich andere Kinder und deren Eltern dabei tun. Daher war ich nie ein Freund dieses unnatürlichen Saugbedürfnisbefriedigungsdingses.

    Bei der Geburt meines ersten Sohnes haben es die Krankenschwestern gegen meine Überzeugung immer wieder versucht, ihm den Schnuller anzudrehen – um mich zu „entlasten“. Den Säuglingen wurde immer wieder der Schnuller in den Mund gedrückt und auch ich wurde immer wieder „beauftragt“, meinem Kind den Schnuller zu geben und ihn festzuhalten, bis das Kind ihn nicht mehr ausspuckt, sondern sich daran gewöhnt. Das ging absolut gegen meinen Verstand. Mein Sohn hat ihn nie angenommen und ich hätte einen Teufel getan, ihm das Ding aufzuzwingen.

    Die Geburtsklinik, in der mein zweiter Sohn zur Welt kam hat eine andere Philosophie – dort gibt es keine Schnuller und die Eltern wurden schon im Vorab über die Schnuller-frei-Philosophie aufgeklärt. Auch mein zweiter Sohn hat nie einen Schnuller gebraucht.

    Alle beiden durften bei mir im Bett schlafen (genau da gehört ein Säugling hin, in Mamas Nähe!), wurden voll gestillt und durften nicht nur ihren Hunger, sondern auch ihr Nuckelbedürfnis bei Mama stillen.

    Meine Oma meinte immer, dass es dann mal schwierig wird, die beiden davon abzugewöhnen. Aber WIR sind gut damit gefahren, es gab nie Probleme und alle beide haben sich mit der Zeit selbst abgestillt. Die beiden haben auch keine Finger oder andere Gegenstände zum Nuckeln hergenommen. Ihnen scheint nichts gefehlt zu haben.

    Ich würde alle Mamas dazu ermutigen, sich nicht von anderen (auch Medien, Bildern…) beeinflussen zu lassen. Das Wichtigste bei uns war Mamas Nähe und die Möglichkeit das natürliche Nuckelbedürfnis – wie früher bzw. in Naturvölkern auch noch heute – bei Mama auszukosten.

  • Katharina

    Du sprichst mir aus der Seele. Mein Kind war ein absoluter Schnullerverweigerer, auch bevor ich mir Gedanken über die Sinnhaftigkeit eines Schnullers gemacht habe. Ich habe ihn viel getragen und nach Bedarf gestillt und er brauchte nie mehr. Von allen Seiten habe ich aber bedauernde und mitfühlende Kommentare bekommen, dass mein Kind keinen Schnuller nimmt. Seltsam eigentlich, oder? Er ist nun 17 Monate, gebärdet schon seit vor seinem ersten Geburtstag und spricht auch recht viel. Er ist aufgeweckt und selbstbewusst, auch ohne Schnuller. In seinem Fall War es genau richtig so, andere Kinder wiederum brauchen den Schnulli, das können Außenstehende nicht beurteilen. Das Wichtigste ist auf sein Kind zu achten und zu spüren was es braucht. Falsch jedoch finde ich auch, dass einfach vorausgesetzt wird, dass Kinder auf jeden Fall einen Schnuller brauchen!

    • Olga

      😀 ja, ein paar Mitglieder aus meiner Familie bedauern meinen Sohn auch immer wieder. Dabei macht er eigentlich einen recht fröhlichen Eindruck 😛

  • Hannah

    Hallo,
    Ich finde das ist etwas einseitig gedacht. Ich wollte meinem Kind auch keinen Schnuller geben. Habe es immer am Körper getragen, habe immer darauf geachtet dass alle grundbedürfnisse befriedigt waren.trotzdem hat es extrem viel geweint. Auch nach dem stillen wollte es immer weiter nuckeln. Wir haben ihm den Finger gegeben und es hat es dankend angenommen. Aber es ist halt nicht möglich immer einen Finger im Kind zu haben. So hat die kleine jetzt ihren Schnuller und wir sind alle entspannter.
    Es gibt Solche und solche Kinder. Das können die Eltern nicht beeinflussen.
    Außerdem bin ich fast sicher dass auch naturvölker Finger und selbstgebastelten Fingerersatz haben um ihre Kinder zu beruhigen.
    Wichtig finde ich nur dass ein Schnuller achtsam verwendet wird.

    • Olga

      Ich stimme dir zu. Grundsätzlich ablehnen ist genauso engstirnig, wie unhinterfragt tun. So etwas kann man nicht pauschalisieren und ich bin bei weitem kein Babyerexperte. Das ist lediglich das, was ich beobachten konnte. Ich würde wirklich gerne wissen, wie Naturvölker damit umgehen. Hat jemand eine Ahnung?

  • Lina

    Also ich würde den Schnuller auch gebraucht benutzen, den kann man doch einfach abkochen. Man kauft ja auch nicht jedes mal wenn der Schnuller in den Dreck/ auf den Boden fällt einen neuen, sondern kocht ihn ab.

  • Moni

    Herzlichen Glückwunsch. Ja, deine Zeilen machen mich nachdenklich. Besonders im Hinblick auf die Zwänge, denen wir uns unterwerfen – oder auch nicht.

  • Maria

    Hallo!

    Ich habe in einer Zeit wo wirklich jedes Kind einen Schnuller im Mund hatte und noch niemand über das Thema Plastik nachgedacht habe, meinen Sohn gänzlich ohne Schnuller aufgezogen.

    Teilweise wurde ich sogar angefeindet von einigen Menschen, unvorstellbar! Was wäre ich doch für eine Rabenmutter, meinem Kind den Schnuller zu verweigern.

    Ihm ist nie etwas abgegangen und sein Gebiss hat es sehr gedankt, dass er keinen Schnuller verwendet hat – Verformungen vom Kiefer und dass so gut wie jedes Kind daher eine Zahnspange braucht, kommen nämlich auch vom Schnuller. Vielleicht haben die Kieferorthopäden ja einen Vertrag mit der Schnullerindustrie, denn dadurch geht ihnen die Arbeit wahrlich nicht aus.

    Halt durch, Du siehst das ganz richtig. Schnuller sind nur dazu da, die Kinder mundtot zu machen! Schreien ist ihre einzige Möglichkeit sich verständlich zu machen und das sollten sie können!

    lg
    Maria

    • Sabine

      Das sehe ich auch so – ein Baby schreit, weil es ein Bedürfnis hat. Dieses Bedürfnis muss gefunden und befriedigt werden. Auch wenn der Schnuller das Baby erstmal beruhigt (nachdem es an ihn gewöhnt wurde) – das war sicherlich nicht der Grund zu schreien. Es braucht vielleicht Nähe, Zuwendung, Mamas Brust, Ruhe, muss/te Pippi oder Kaka… Und das rauszufinden ist die wahre Aufgabe.

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