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Wir sind in ihr und sie steckt in uns

Ist Zero Waste Verzicht? Das werden wir häufig gefragt, weil wir so vieles nicht haben und auf so vieles ganz bewusst verzichten.

Für uns fühlt es sich nicht so an. Für viele andere aber schon, weil wir uns gerne mit unseren Mitmenschen vergleichen. Und in unserer Gesellschaft gibt es nun mal viele, die sich alles gönnen ohne Rücksicht auf Verluste, weil man es halt so macht.

Deshalb ist es ab und an schön auch mal den Blick in die andere Richtung zu lenken, zu solchen, die überhaupt gar keinen ökologische Fussabdruck hinterlassen und statt dessen im Einklang mit ihrer Umwelt leben.

Gastbeitrag von Survival International

Viele indigene Völker sind noch heute direkt auf ihre Umwelt angewiesen. Diese Abhängigkeit hat ihr Verständnis für ein ökologisches Gleichgewicht geprägt.

Von den Jäger- und Sammler*innen-Völkern in Afrika bis zu den Kleinbäuer*innen im Amazonasgebiet, den Honigsammler*innen auf den Philippinen oder den Rentierhirt*innen Kanadas: Weltweit haben indigene Völker ausgeklügelte Methoden entwickelt, um ihre Bedürfnisse über Jahrtausenden zu erfüllen, ohne dabei ihre Umwelt zu zerstören.

Die Moken von der Inselgruppe Mergui, einem Archipel aus etwa 800 Inseln im Andamanischen Meer, leben von Fischen, Seekühen, Seegurken und Krustentieren. Die Moken nehmen von ihrer Umwelt nur das, was sie zum Überleben brauchen. Ihr halb-nomadischer Lebensstil, den sie traditionell geführt haben und zum Teil noch weiterführen, bedeutet auch einen Wechsel zwischen Wald und Meer, damit kein Rohstoff und kein Gebiet übernutzt wird.

Viele indigene Völker glauben, dass für den Schutz der Natur die langfristige Sorge um die Erde notwendig ist. Der Respekt vor den Grenzen der Natur ist unerlässlich: Die Erde zu zerstören, oder mehr zu nehmen als gebraucht wird, ist nicht nur selbstzerstörerisch, sondern auch eine Schädigung zukünftiger Generationen.

„Wir leben seit Jahrhunderten im Mau-Wald“, sagen die Ogiek aus Kenia, „der Wald ist ein ökologisches Refugium und wir sind Naturschützer, deshalb behandeln wir ihn gut und leben mit ihm im Gleichgewicht.“

„Wir lieben den Wald so wie unsere eigenen Körper“, sagen die „Pygmäen“-Völker, die in den dichten Regenwäldern in Zentral und West-Afrika zuhause sind.

„Wir kennen unseren Wald und das Land gut“, sagt Davi Kopenawa Yanomami, „die Umwelt ist nicht von uns getrennt. Wir sind in ihr und sie steckt in uns. Wir machen sie und sie macht uns.“

Indigene Völker haben typischerweise einen ganzheitlichen Blick auf die Natur. Sie betrachten die Menschheit als Teil der Erde. Diese Vertiefung in die Natur seit Tausenden von Jahren hat zu einem Wissen über einheimische Tiere, Pflanzen und Kräuter geführt, das ganze Bibliotheken füllen könnte.

Viele Teile der Welt, die zu den biologisch vielfältigsten der Erde zählen, haben sich diesen Status dank seiner indigenen Bewohner*innen bewahrt. Die Heimat der Jarawa etwa sind die einzig verbliebenen Regenwälder auf den Andamanen Inseln im Indischen Ozean. Zunehmend bestätigen auch wissenschaftliche Studien diesen Zusammenhang.

„Es ist offensichtlich“, sagt Stephen Corry von Survival International, „wo indigene Völker auf ihrem Land leben dürfen, bleibt die Biodiversität oft viel höher als in anderen Schutzgebieten.“

Mit ihrem traditionell nachhaltigen und CO2-armen Lebensstil sind indigene Völker gut positioniert, um an Lösungen für den Klimawandel mitzuarbeiten. Es ist deshalb umso ironischer, dass neben der Zerstörung unserer Ökosysteme auch die Kulturen bedroht sind, die diese Systeme so gut verstehen.

„Indigene Völker sind die natürlichen Wächter ihrer Ökosysteme. Es macht daher Sinn, die gefährdeten Orte der Erde zu schützen, indem man die Landrechte indigener Gemeinden, mit ihrem tiefen Wissen ihrer Gebiete, schützt,“ fasst Stephen Corry zusammen.

Es gibt vielfältige Beweise dafür, dass sich indigene Völker besser um ihre Umwelt kümmern als jeder andere. Sie sind die besten Umweltschützer und Wächter der Natur. Sie sollten die Naturschutzbewegung anführen.

Weitere Informationen über Survival International 

 

Bild: © Fiona Watson/Survival International

3 Kommentare

  • Kusche

    Ich habe ein wenig von Plstikfrei leben angefangen. Und nun habe ich von euch durch die Spddeutsche Zeitung erfahren. Icherhoffemir weitere Hilfe beim Sus- bzw. Umstieg.

  • Janick

    Hi ich denke ich habe einen kleinen Schreibfehler entdeckt:

    Wir sind in ihr und sie steckt in uns
    Veröffentlicht am:
    12. Januar 2017 |

    Ist Zero Waste Verzicht? Das werden wir häufig gefragt, weil wir so …viele…(fehlt hier nicht das s) nicht haben und auf so vieles ganz bewusst verzichten.

    MfG Janick

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