Liebe Finnair,
Fliegen ist suboptimal keine Frage. Aber ist deswegen direkt alles erlaubt?!
Meine letzten Erfahrungen mit der Fluggesellschaft Finnair möchte ich euch nicht vorenthalten. Da nur so vor mich hin meckern aber selten etwas bewegt, habe ich folgende Nachricht auch an die Fluggesellschaft gerichtet:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Die Reduzierung unseres Müllproblems ist mir persönlich ein großes Anliegen und ich arbeite daran, dass sich dieses Bewusstsein möglichst weit verbreitet. Aus diesem Grund sende ich ihnen diese Nachricht und veröffentliche sie gleichzeitig auf meinem Blog. Es geht mir dabei nicht darum jemanden bloß zustellen, sondern lediglich auf die desolate Situation hinzuweisen und Verbesserungen anstoßen. Sollte ich Erfolg damit haben, werde ich diesen Artikel mit Freude aktualisieren und davon ebenfalls berichten. Eigentlich hätte ich diese Nachricht nicht geschrieben, da ich mir nicht viel Erfolg davon verspreche, große Unternehmen auf ihre soziale Verantwortung hin anzusprechen. Nachdem ich in der Sitztasche eine Broschüre fand, die die Kerosin-senkenden Maßnahmen des Unternehmens und den Errungenschaften für die Umwelt preist, habe ich mich nun doch dazu entschlossen.
Ich bin kürzlich mit Finnair von Hanoi nach Düsseldorf geflogen und wurde dabei sehr enttäuscht. Mein erster Kritikpunkt bezieht sich bereits auf das Einchecken des Gepäcks. Ich lebe einen Lebensstil, bei dem ich auf so viel Plastik und Einwegverpackungsmaterial wie möglich verzichte. Nun musste ich aber mit ansehen, wie mein Rucksack vollständig in einen Kunststoffsack eingepackt wurde. Ich kann mir vorstellen, dass es praktische Gründe gibt, die dieser Praxis zu Grunde liegen. Die Vergangenheit und andere Fluggesellschaften zeigen aber, dass es durchaus auch ohne geht. Deshalb kann ich nur hoffen, dass sie diesen vermeintlichen Fortschritt nochmal überdenken.
Angekommen in der Passagierkabine begegneten mir dann laufend weitere Ärgernisse: Decken, die einzeln in Plastik eingeschweißt sind. Ist das wirklich nötig? Es ist mittlerweile bekannt, dass ein Übermaß an Hygiene auch negative Folgen für die Gesundheit hat. Somit sehe ich das als eine sehr verzichtbare Schutzmaßnahme an.
Pro Sitz liegt nun ein Kopfhörer bereit, von ich befürchte, dass es sich um Einmal-Exemplare handelt. Obwohl ich, wie fast jeder heutzutage mein eigenes Paar Kopfhörer besitze, musste ich auf das von ihnen bereit gelegte Paar zurückgreifen, da ihr Tonsystem keine vollständige Übertragung mit dem eigenen Standardkopfhörer erlaubt. Der Grund hierfür ist mir völlig unklar und ich denke eine Anpassung der Buchsen an Standardkopfhörer wäre die richtige Lösung.
Das allergrößte Ärgernis sehe ich aber in der Essensausgabe. Während andere Fluggesellschaften zumindest schon Fortschritte in Richtung Müllvermeidung unternehmen, ist bei ihnen davon nichts erkennbar gewesen. Alles wird in Einwegschalen serviert, das Besteck ist Ein-Weg und jedes Teil einzeln in Plastik- oder Alufolie eingeschweißt. Denken sie nur mal daran, wie viel Verpackungsmüll auf einem einzigen Flug entsteht und wie viel das hochgerechnet auf alle Flüge eines Jahres ist. Da kommt ein unglaublicher Müllberg zusammen. Mit ist durchaus bewusst, dass Einwegprodukte traurigerweise oft günstiger sind, als Mehrweg-Geschirr. Prozentual berechnet auf den Preis des gesamten Fluges den ein Reisender bezahlt, ist das aber nur eine sehr marginale Zahl, die von jedem Gast mitgetragen werden kann. Ihre Wettbewerbsfähigkeit wird hiervon wohl kaum beeinflusst. Vielmehr können sie sich eine Vorreiterrolle in dieser Beziehung genauso auf die Fahne schreiben wie eine Reduzierung des Kerosinverbrauchs in der Broschüre in der Sitztasche.
Ich hoffe, dass ich ihnen hiermit einen Denkanstoß geben konnte.
Mit freundlichen Grüßen
Olga Kroll
UPDATE 5. September 2014
Ich freue mich sehr euch die ausführliche Antwort von Finnair im folgenden Abschnitt zu präsentieren. Manches klingt in der Tat plausibel, ich fürchte da bin ich nicht Fachmann genug, um das weiter zu beurteilen. Einige Punkte sind aber auch offen geblieben. Deshalb findet ihr meine erneute Antwort ebenfalls darunter.
ANTWORT FINNAIR
Sehr geehrte Frau Kroll,
vielen Dank für Ihre Nachricht vom 4. Juli 2014. Mit großem Interesse haben wir Ihre Schilderungen bezüglich Ihrer Sichtweise auf das Umweltverhalten von Finnair gelesen. Gestatten Sie uns dazu einige Anmerkungen. Das Verpacken Ihres Gepäcks dient unter anderem der Vorbeugung einer Beschädigung sowohl durch Witterungseinflüsse auf dem Transport zum Flugzeug, als auch durch Inhalte anderer Koffer, in denen durchaus Passagiere unerlaubterweise verderbliche Waren befördern könnten. Gerade bei Flügen aus Hanoi kann es vorkommen, dass sich Lebensmittel (z.B. Fisch) im Gepäck befinden. Sicherlich möchten Sie nicht, dass Ihr eigener Kofferinhalt dadurch in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Planen werden nach der Ankunft in Helsinki fachmännisch recycelt und nicht weggeworfen. Die Umhüllung der Decken mit Folie erfolgt sowohl aus hygienischen, wie auch aus Umweltschutzgründen. So kann sichergestellt werden, dass nur benutzte (ausgepackte) Decken wieder der Reinigung zugeführt werden. Bei nicht verpackten Decken kann man nicht sicherstellen, welche davon bereits genutzt wurden. Somit müssten nach jedem Flug sämtliche Decken gereinigt werden, was sich erheblich mehr auf die Umwelt auswirkt als die Entsorgung der Verpackung. Aber auch hier gilt für Finnair anschließend, dass die Folien wieder über die zuständigen Flughafenbetreiber dem Recycling zugeführt werden. Finnair sieht bei dieser Praxis kein Übermaß an Hygiene. Es ist schlicht und einfach nicht zumutbar, Passagiere mit Decken zu versorgen, die zuvor durch andere Personen genutzt wurden. Unsere Kopfhörer in der Business-Klasse sind wiederverwendbar und haben aufladbare Akkus. Hier fallen keine Batterien als Abfall an. In der Economy-Klasse werden Einweg-Kopfhörer angeboten, die von einem Hersteller erworben werden, der dafür zertifiziert ist, keine Kinderarbeit zuzulassen. Die Kopfhörer werden nach Gebrauch von einer Reinigungs- und Zulieferfirma aussortiert und gereinigt, bzw. wieder aufbereitet. Bezüglich der Einwegverpackungen unserer Mahlzeiten kann ich Ihre Sichtweise der Dinge durchaus verstehen. Seien Sie versichert, dass auch hier kein Abfallberg produziert wird, sondern dass die Umverpackungen nach Gebrauch ebenfalls zum Zweck der Verwertung an die Flughafenbetreiber abgegeben werden. Obwohl es sich auf den ersten Blick gegenteilig darstellen könnte, sind die Verwendung der Einwegverpackungen und deren anschließendes Recycling sowohl wirtschaftlich günstiger als auch umweltfreundlicher. Mehrweggeschirr ist deutlich schwerer und benötigt mehr Energie zum Wärmen der Speisen und natürlich auch zur Reinigung. Auch wirkt sich jedes Kilogramm an Mehrgewicht auf den Treibstoffverbrauch aus. Dennoch ist Finnair hier in einen ständigen Prozess eingebunden, dessen Zweck die Überprüfung und Verbesserung der Umweltverträglichkeit unseres Unternehmens in Relation zur Wirtschaftlichkeit ist. Selbstverständlich sollen hier Wege gefunden und bestritten werden, die einen optimalen Kompromiss gewährleisten. Aus diesem Grund werden wir auch Ihre Vorschläge aufnehmen und versuchen, sie in unseren Prozessen zu berücksichtigen. Sehr geehrte Frau Kroll, gerne dürfen Sie unsere Antwort auch auf Ihrem Blog veröffentlichen. Wir hoffen, dass wir Ihnen weiter geholfen haben und verbleiben .
Mit freundlichen Grüßen
Rainer Hellmuth
Finnair Plc Customer Relations
MEINE ANTWORT
Sehr geehrter Herr Hellmuth,
vielen Dank für ihre ausführliche Antwort. Es freut mich zu lesen, dass sie sich mit meiner Kritik wirklich auseinander gesetzt haben. Einige ihrer Punkte klingen für mich durchaus plausibel. Ich kann ihre Treibstoffberechnungen schlecht bewerten und fühle mich deshalb auch nicht in der Position, eine endgültige Bewertung abzugeben. Ich denke ihnen ist das Thema bewusst und sie arbeiten stetig an der Verbesserung. Ich hoffe, dass irgendwann eine befriedigende Lösung gefunden werden kann. Drei Punkte sind für mich aber noch nicht beantwortet: – Wenn, wie sie sagen, die Plastikfolie um meinen Rucksack nur zu meinem Selbstschutz dient, dann müsste ich die Möglichkeit haben, mich beim Check-in auch dagegen zu entscheiden. Ich persönlich schätze die Gefahr nicht hoch genug ein, dass Fischprodukte über meinem Rucksack auslaufen, die es rechtfertigen würde eine solche Maßnahme durchzuführen und würde mir wünschen, die Wahl zu haben, darauf zu verzichten. – Es freut mich, dass ihre Kopfhörer die angesprochene Zertifizierung haben. Allerdings erklärt dass nicht, warum ich in ihren Flugzeugen dazu gezwungen, werde auf die bereitgestellten Kopfhörer zurückgreifen muss und meine eigenen nicht verwenden kann. – Es ist schön zusehen, dass bei der Umhüllung der Decken tatsächlich der Gedanke dahinter steckt, weniger Wäsche zu verursachen. Wäre es aber nicht denkbar, hier auf Recyclingpapier auszuweichen?
Vielen Dank für ihre Zeit und mit freundlichen Grüßen,
Olga Kroll
Ein Kommentar
Ulrike
Da bin ich aber mal gespannt, ob Du darauf eine Antwort erhältst und natürlich wie die ausfällt! Finde ich sehr gut, denn ich denke, dass nur massenweise solche und ähnliche Beschwerden an die Firmen eher etwas bewegen, als heimliches Meckern unter Freunden. Super! 🙂