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Kochen mit Resthitze

Diesen Beitrag will ich schon sehr lange schreiben, da es mich regelmäßig begeistert, wenn ich den Herd schon kurz nach dem anmachen wieder ausmache und mein Essen trotzdem gar wird.

Wir haben ein Cerankochfeld. Das ist sehr praktisch, weil man es gut reinigen kann. Es ist aber auch träge in seiner Hitzeentwicklung. Das heißt, es braucht bis es warm wird und es braucht noch länger, bis es wieder kalt wird. Anders als beim Gasherd oder Induktionsherd.

Diese Trägheit kann man doof finden, weil sie Energie verschwendet oder Zeit kostet. Man kann sie aber auch gezielt ausnutzen um Energie zu sparen und Essen vorrausschauend zuzubereiten.

Ob und wie das geht, hängt davon ab, was man zubereiten möchte. Manche Gerichte benötigen ein scharfes Anbraten und dann runter von der Platte. Hier könnte das Ergebnis nicht so knackig werden. Bei allem anderem aber funktioniert die Methode hervorragend und funktioniert folgendermaßen:

Im Topf kochen wir die Speisen nur kurz auf, drehen die Herdplatte aus und lassen den Topf mit Deckel genau dort stehen wo er ist. Je nach Hochzeit der Zutaten fällt die Kochzeit kürzer oder länger aus. Gerade z.B. bei Hülsenfrüchten, die eine lange Kochzeit und vielleicht sogar Einweichzeit benötigen ist ein Druckkochtopf die ideale Ergänzung. Wenn ich keinen hätte wäre das eines der wenigen Dinge, die ich mir auf jeden Fall anschaffen würde. Durch den aufgebauten Druck reduziert sich die Kochzeit und das spart Energie.

Was koche ich wie (lange)?

Ich kann das hier nur sehr grob angeben, da jeder Herd anders, jeder Topf und auch die Mengen anders sind und ich auch keine klinischen Studien dazu durchgeführt habe.

Kartoffeln – Kurz aufkochen, Herd abstellen, 20-30 Min quellen

Sowieso bietet es sich an Kartoffeln nicht im Ganzen zu kochen, sondern je nach Größe zu vierteln oder halbieren und bei dieser Methode ganz besonders.

Reis + Doppelte Menge Wasser – Kurz aufkochen, Herd abstellen, 20-30 Min quellen, Vollkornreis 40-60 Min.

Reis sollte nach der Kochzeit sowieso quellen, um sein volles Potential zu entfalten. Mit der doppelten Menge an Wasser gekocht, wird das Wasser komplett absorbiert, der Reis wird aber nicht matschig. Es gibt aber auch Reissorten, bei denen die Methode nicht so gut funktioniert und der Kern hart bleibt. Rundkornreissorten funktionieren nach meiner Erfahrung sehr gut, unser weißen Duft-Langkornreis dagegen nicht. Probiert es ab besten einfach aus.

Bohnen – über Nacht in reichlich Wasser einweichen, Wasser wechseln, mit einer Messerspitze Natron – Ca. 10 Min kochen, Herd abstellen, ca. 40 Min. quellen.

Bei Hülsenfrüchten ist es noch schwieriger Zeitangaben zu machen, da sie sowieso schon sehr unterschiedlich koch je nachdem wie alt sie sind, wie viel es ist, wieviel Natron drin ist, wie der Herd seine Hitze entwickelt und welchen Topf man verwendet. Diese Zeitangaben funktionieren bei mir und im Druckkochtopf gut.

Nudeln – Kurz aufkochen, Herd abstellen. 15-20 Min quellen

(Achtung, Nudeln sind etwas tricky, da sie bekanntermaßen gerne Überkochen, wenn man den Deckel draufmacht. Es empfiehlt sich in den ersten paar Minuten dabei zu bleiben und ggf. kurz den Deckel zu heben oder ein bisschen zu warten, bis der Deckel draufkommt. Während die oben genannten Lebensmittel auch gut deutlich länger in ihrem Topf verbleiben können, kann ich das bei Nudeln nicht empfehlen

Die oben genannten Zeitangaben fürs Quellen sind in der Regel als Mindestzeit zu verstehen. Kochen mit Resthitze dauert aber nicht einfach nur länger, sondern bietet auch ganz andere Möglichkeiten vorausschauend zu kochen und die eigentliche Kochzeit dadurch zu verringern.

Wenn ich z.B. mittags oder Abends Bohnen oder Erbsen essen möchte, dann koche ich sie bereits morgens auf und lasse sie dann einfach unbeaufsichtigt auf dem Herd stehen. Wenn ich mittags wieder komme sind sie fertig und ich kann sie direkt verarbeiten. Ohne Kochzeiten einzuplanen.

Wenn ich meinem Sohn zum Mittagessein ein paar Kartoffeln und Möhrchen servieren möchte. Koche ich beides auf (Möhren in Scheiben funktionieren gut), mache den Herd aus und fahre zum Kindergarten. Bis wir wieder zu Hause sind ist das Essen fertig. Vitaminschonend langsam gekocht und noch warm. Ich kann so Essen zubereiten, bevor das Kind zurück ist. Er muss nicht warten bis ich fertig bin und ich kann entspannter kochen, weil mir keiner am Rockzipfel hängt.

Ich koche auf diese Art also nicht nur um Energie zu sparen, sondern auch weil es mir das Leben erleichtert.

Pfannenbraten

Auch Pfannengerichte gelingen mit dieser Methode. In der Pfanne braten wir erst in Öl an (entweder scharf oder dünsten), um die leckeren Röstaromen zu erzeugen, dann kommt wieder der Deckel drauf und der Herd aus, bis alles gar ist. Während man den Kochtopf einfach Kochtopf sein lassen und was Anderes machen kann, erfordert das Braten in der Pfanne etwas mehr Übung. Denn hier kann es durch das fehlende Wasser prinzipiell zum Anbrennen kommen, wenn man nicht aufpasst. Zudem werden hier gerne z.B. Gemüsesorten verarbeitet, die eine kurze Garzeit haben und ungewünscht matschig werden können, wenn man zu lange wartet. Hier empfiehlt es sich in der Nähe zu bleiben und häufiger mal reinzuschauen. Mit der Zeit bekommt man aber auch hier ein gutes Gefühl dafür, was wie lange braucht. Das hängt natürlich auch immer davon ab, wie man sein Gemüse gerne hätte –eher knackig oder eher weich.

Je nach Garzeit der Zutaten und gewünschtem Ergebnis ist es sinnvoll in die noch heiße Pfanne etwas Wasser hinzuzugeben, bevor die Hitze abgestellt wird.

Die Kochkiste

Du hast kein Cerankochfeld und möchtest trotzdem mit Resthitze kochen? Das geht auch. Mit der Kochkiste oder einer Bettdecke. Früher, als uns Energie noch nicht so günstig, so unkompliziert und in rauen Mengen zur Verfügung stand, wurden die Topfe auch gerne ins Bett gestellt und unter der Bettdecke eingekuschelt. Der positive Nebeneffekt: Das Bett wird gleich mit warm, denn auch unsere Wohnungen waren nicht immer so schön warm wie sie es jetzt sind.

Vielleicht etwas praktischer, für unsere heutige Zeit ist da die Kochkiste. Die Kochkiste ist eine gut gedämmte Kiste, in die der Topf nach dem Aufkochen hineingestellt wird. Die Hitze, die durchs Aufkochen im Topf entstanden ist, bleibt durch die Dämmung der geschlossenen Kiste erhalten.

Gibt doch mal „Kochkiste“ bei Ecosia in die Bildersuche ein und schau dir die verschiedensten Modelle von Kochkisten an, die historischen kommen sogar ganz ohne Kunststoffdämmung aus.

Zu Hause empfindet man diesen Schritt vielleicht als etwas umständlich, weil man keinen direkten Bezug dazu hat, was bedeutet die Energie aufzubringen, den Herd einfach anzulassen. Spätestens auf dem Campingplatz ändert sich das aber. Hier ist die Kochausstattung oft basaler. Die Herdplatte ist nicht so kraftvoll, der Wind zu stark, die Gaskartusche endlich oder auch einfach kein Platz um mehrere Sachen gleichzeitig zu Kochen. Dann wird es richtig komfortabel, wenn man den Reis einfach in die Kiste stellt und sein Leben genießt, bis er fertig ist. Und wenn die Kiste zu groß fürs Gepäck ist, probiere doch einfach mal deinen Schlafsack aus. Was dich schön warm hält, tut das auch mit dem Reis.

Auf die gleiche Art und Weise kannst du z.B. gekühlte Getränke auch ohne Kühlschrank lange kühl halten. Klingt komisch, das kalte Bier in den Schlafsack zu wickeln, funktioniert aber 😉

Ideal für unterwegs, aber auch zu Hause ist auch der Kochsack. Sein Vorteil ist, dass er leichter, flexibler und damit platzsparender ist. Als „Ecobag“, „Wonderbag“ oder „Kochsack Slow Cooker“ kannst du ihn kaufen. „Wonderbag“ und „Ecobag“ bieten nicht nur uns attraktive Kochsäcke, sondern unterstützen Menschen z.B. im Globalen Süden, für die Energie zum Kochen immer noch ein knappes Gut ist und nähen zum Teil aus gebrauchten Stoffen.

Ecobag biete sogar ein Schnittmuster und eine Anleitung an, um einen Kochsack selbst zu nähen. Da kannst du nicht nur Reststoffe unterbringen, sondern auch deine Weinkorkensammlung 😛 (Hast du selber keine Weinkorkensammlung, frag Freunde und Bekannte, da bekommst du schnell eine Menge zusammen.) Wenn du gerne nähst ist das auch eine tolle Geschenkidee für Menschen, die du wirklich gerne magst.

Und hier noch ein kleines Video Tutorial dazu:

Ich möchte mir auf jeden Fall so einen Kochsack nähen und werde davon berichten, wenn es soweit ist.

Ich bin so begeistert immer wieder Methoden kennen zu lernen, noch sparsamer zu leben und weniger zu brauchen. Das Ausnutzen der Resthitze beim Kochen gehört definitiv dazu.

Ein Kommentar

  • Klaus

    Hallo Olga,
    meinen Schlafsack beim Camping als Kochsack zu benutzen klingt total logisch – aber ich bin da nie selbst auf die Idee gekommen. Zuhause benutze ich schon seit Jahren einen Kochsack und möchte nicht mehr ohne ihn kochen. Neben dem Energiesparen finde ich das Kochen mit einem Kochsack viel entspannter. Reis brennt nicht an und es gibt auch kein Überkochen mehr. Eine Lösung für mehrere Probleme gleichzeitig 😉

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