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Ein neuer Anstrich

Unsere Tapete ist schon länger nicht mehr wirklich weiß. Wir drücken uns jedoch bisher erfolgreich darum, etwas dagegen zu tun. Die Hemmschwelle vor den großen Hartplastiktöpfen ist zu groß. Und auch der Inhalt ist nicht besser, denn Wandfarbe besteht aus Erdöl gemischt mit sonstigen Chemikalien, die wir eigentlich besser nicht einatmen sollten.

Deshalb reinige ich nicht nur die Türrahmen, sondern die Tapete gleich mit. Mit einem sauberen Lappen und einem Gemisch aus Waschsoda und Wasser lässt sich erstaunlich viel Dreck von den Wänden holen ( natürlich nur bei weißen Wänden).

Nun haben wir aber noch eine weitere Möglichkeit gefunden unsere Wohnung ökologisch und Müllsparend aufzufrischen. Die Firma Kreidezeit vertreibt Kalkfarben in Pulverform in Papier verpackt. Auf Drängen der Kinder, haben wir sie endlich mal ausprobiert.

Auf der Homepage der Firma lassen sich die regionalen Händler der Farbe finden. Einen haben wir besucht, mit einem Gefäß für die Farbe in der Tasche.

Vor Ort suchten wir uns eine Farbe aus einer Farbpalette aus. Daraufhin rechnete der hilfsbereite Händler mit uns aus, wie viel Farbe und wie viel Pigment wir benötigen würden um die gewünschte Wand zu streichen.
Wir bekamen also einen Großen Sack voll Kalkfarbe und ein winziges Häufchen rotes Farbpigment. Das Menge des Pigments war jedoch so gering, dass wir uns dazu entschieden, doch das kleine Plastiktöpfchen vom Händler zu nehmen. Denn unser mitgebrachtes Glas war so groß, dass die Hälfte des Pigments am Glasrand kleben geblieben wäre. Es lohnt sich also durchaus, Gefäße in mitzubringen, wenn man sich nicht sicher ist.

Vorbereitungen

Wieder zu Hause wird das Farbpigment mit etwas Wasser angerührt und in den vorbereiteten Farbeimer in die notwendige Menge Wasser eingerührt. Welche Mengen für wie viel Farbe benötigt werden, wird dabei genau ausgerechnet.

Nun ist ein Rühraufsatz für die Bohrmaschine notwendig und am besten zwei Personen. Einer rührt vorsichtig auf niedriger Stufe, der andere streut das weiße Farbpulver ein.

Ist die Farbe homogen durch gerührt, sollte sie eine Weile ruhen (ähnlich wie der Pfannkuchenteig). Nach der Ruhezeit am besten nochmal rühren. Wir stellten nämlich beim streichen fest, dass immer noch ein paar feste Stückchen in der Farbe zu finden waren. Auch die Konsistenz der Farbe kann noch etwas variiert werden. Wir haben noch etwas Wasser mehr hinzugegeben, da sie uns zu dickflüssig vor kam.

Anstrich

Die Ränder haben wir einfach mit unserem Papierklebeband abgeklebt, was auch wunderbar funktioniert hat.
Beim streichen sind uns dann noch leichte Klümpchen in der Farbe aufgefallen. In Ermangelung besserer Vorschläge, strichen wir dennoch einfach weiter.

Irgendwann war der Farbtopf leer und die Wand sah aus wie ein Flickenteppich. Das Bild verunsicherte uns etwas. Als die Farbe mit der Zeit aber immer mehr verblasste stieg die Hoffnung auf ein passables Ergebnis. Und siehe da, nach Ende der Trocknungszeit wurde aus dem Flickenteppich eine homogene Fläche in genau der Farbe, die sich die Kinder gewünscht hatten.

Fazit:

Ich bin froh, dass wir dieses Experiment endlich gewagt haben, da ich diese Farbpigmente schon lange mal ausprobieren wollte. Ich darf allerdings nicht verschweigen, dass diese Art sich die Farbe selbst anzurühren mit etwas Geschick verbunden ist. Wem die fiesen Farbeimer aber genauso unangenehm sind wie mir, der bringt genügend Motivation mit, um auch das hinzubekommen.

Und was mich im Nachhinein noch mehr freut: Es riecht nicht nach Chemiekeule sondern nach Waldboden.

7 Kommentare

  • Gustaf Schubert

    Ich möchte unsere Wohnung neu streichen lassen. Dabei war es nützlich hier zu lesen, dass man beim Streichen, Stellen abkleben sollte, die nicht gestrichen werden sollen (Wie beispielsweise Ränder, oder Heizkörper). Ich werde mich mit einem Maler in Verbindung setzen, um Hilfe beim Streichen zu haben.

  • Peter Buschman

    Wir wollen im Sommer unsere Wohnung gern neu streichen. Es ist gut zu wissen das man mit Kalkfarben ökologisch und nachhaltig streichen kann. Hoffentlich finden wir ein Geschäft bei uns das solche Farben anbietet. 

  • Paul Kersten

    Wirklich interessanter Beitrag. Über die Umweltfreundlichkeit von Wandfarbe, habe ich mir noch nie richtig Gedanken gemacht. Kalkfarben in Pulverform in Papier verpackt, klingt wirklich vielversprechend. Super, das nach Ende der Trocknungszeit eine homogene Fläche in genau der gewünschten Farbe entstanden ist. Wir möchten auch neu streichen und uns dafür an einen Malermeister wenden, ob dort evtl. auch umweltfreunliche Optionen zur Wahl stehen, werden auf jeden Fall erfragen.

  • Anne

    Liebe Olga,

    vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht! Das ist wirklich eine tolle Alternative zur herkömmlichen Farbe.

    Liebe Grüße

    Anne

    • Fussel

      Naja, was ist schon „herkömmlich“?
      Ich kann mich noch gut erinnern, daß wir in der DDR bis zur Wende 1989 immer mit Farbe aus Kreide wie hier im Beitrag gestrichen haben. Das war also bis dahin die „herkömmliche Farbe“!
      Nur Kreide reicht übrigens nicht (sonst geht die Farbe sofort ab und überträgt sich auf Deinen Rücken, sobald Du dich nur mal an die Wand lehnst), sie muss mit etwas Leim gebunden sein. Ich nehme mal an, das wird bei der hier von Olga vorgestellten Farbe so sein – ich kann mich noch erinnern, daß das Selbermischen von Kreide und Leim immer etwas tricky war.

  • Petra Esser

    Guten Morgen Olga,
    vielen Dank für deinen Bericht. Ich hatte bereits auch den Gedanken diese ökologische Wandfarbe zu kaufen. Andererseits wirft dies die Frage auf, ob es ökologisch vertretbar ist dieses wertvolle Naturprodukt an die Wand zu malen damit der Wohnraum verschönert wird. Ich müsste meine Wohnung auch streichen, aber ich lasse es aus ökologischen Gesichtspunkten, da ich finde, dass das Ausbeuten der natürlichen Rohstoffe keine echte Alternative zu Chemiekeule ist. Es gibt doch Naturwände die ohne Farbe auch gut aussehen. Trotz allem schätze ich euren Ansatz und die Umsetzung. Liebe Grüße und alles Gute Perra

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