Brot kann kein Müll sein
Lebensmittelmüll gehört in unsere Gesellschaft, wie die Butter auf das Brot. Einige wenige versuchen darauf zu verzichten und der große Rest denkt nicht so recht darüber nach. Wir können auch nur einen geringen Teil unserer Lebensmittelverschwendung aktiv beeinflussen. Alles was im Geschäft passiert, habe wir nur einen indirekten Einfluss drauf. Wir können Bäcker unterstützen, deren Sortiment im Laufe des Tages überschaubarer wird und solche, die ihr Brot am nächsten Tag zum halben Preis verkaufen, oder solche Supermärkte, die mit Foodsharing zusammenarbeiten oder Lebensmittel reduziert anbieten, wenn der Ablauf des Haltbarkeitsdatums naht. Das alles können und sollten wir tun, aber die volle Kontrolle haben wir nur zu Hause.
Es ist nicht wirklich schwer seine private Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, aber ab und an geht auch bei uns mal etwas schief. Was allerdings niemals in der Tonne landen dürfte ist das höchste Gut unserer Kultur – Nein, nicht Bier, sondern Brot. Warum? Nicht weil es heiliger ist, als andere Lebensmittel, sondern weil es unglaublich viele Möglichkeiten gibt, Brot zu verarbeiten, frisch zu halten oder wieder frisch zu machen.
Das kleine Brot 1×1
Brotkauf
Brot & Brötchen ich frisch, im eigenen mitgebrachten Stoffsäckchen. Wer lange etwas von seinem Brot haben möchte, wählt gezielt dunkle, schwere Brote aus. Diese bleiben länger frisch als Weißbrote. Ein vorausschauendes Denken ermöglicht außerdem, die Menge der gekauften Backwaren an den tatsächlichen Verbrauch zu orientieren.
Lagerung
Das Brot hält sich aber besten, wenn es in einem Brottopf oder einem schweren Stoffsäckchen aufbewahrt wird. Im Kühlschrank wird das Brot schnell altbacken, in der Papiertüte trocknet es schnell aus und in der Plastiktüte droht Schimmelbefall.
Zu viel
Wenn ich merke, dass es zu viel Brot war und wir es nicht mehr aufessen können, bevor es alt und trocken wird, so schneide ich es in Scheiben und gebe es in die Gefriertruhe. Dort kann es bei Bedarf Portionsweise entnommen werden und im Toaster, oder bei größeren Mengen im Backofen aufgebacken werden. Oft schmeckt es dann besser als vorher.
Sonntagsbrötchen
Unsere schlaue Industrie versorgt uns mit immer Produkten, die unser Leben besser und glücklicher machen. Eines davon sind die Sonntagsbrötchen. Es gibt sie in der Dose, als Tiefkühlbrötchen oder nur in Kunststoff verschweißt. Die Haltbarkeit dieser Brötchen grenzt an ein Wunder über dessen Inhaltsstoffe man gar nicht nachdenken möchte. Die Tiefkühlvariante benötigt zwar keine Konservierungsstoffe, dafür eine Plastikverpackung und eine geschlossene Kühlkette. Wir verzichten nicht auf das Glück dieses Werbeversprechens, machen uns unsere Sonntagsbrötchen aber einfach selbst. Die frischen oder auch nicht mehr ganz so frischen Brötchen wandern in die Tiefkühltruhe und können genau wie das Brot auch, bei Bedarf aufgebacken werden.
Richtig einfrieren
Es geht auch ohne Gefrierbeutel, Alufolie und Frischhaltefolie. Wir frieren unsere Backwaren einfach in einem Stoffsäckchen ein. Gefrierbrand hatten wir bisher keinen, die Brötchen liegen aber auch nicht Monate lang im Tiefkühler sondern werden regelmäßig gegessen.
Brötchen und Baguette frisch halten
Gerade helles Gebäck hat nur eine sehr geringe Halbwertszeit. Solange es nicht ausgetrocknet ist, lässt es sich aber gut und schmackhaft aufbacken. Früher hätte ich es bei Zeiten in eine Plastiktüte gegeben, um die Restfeuchte zu erhalten. Heute helfe ich mir anders. Ich nehme ein Küchenhandtuch, befeuchte es unter dem Wasserhahn und wickele das Gebäck darin ein. So trocknet es nicht aus und kann auch noch am nächsten Tag aufgebacken werden.
Prävention und vorausschauendes Denken reduziert den Brot-Müll stark. Aber immer gelingt das niemandem, muss es aber auch gar nicht, denn selbst für altbackenes Brot ist der Zug noch nicht abgefahren.
Altbackenes
Paniermehl
Entweder nehme ich Brot und Brötchen aus dem Stoffbeutel und lasse sie vollständig durchtrocknen. Wenn sie so richtig hart sind, dann holte ich die Küchenreibe raus und reibe Paniermehl daraus. Deshalb ist zu viel Vorausschauung gar nicht immer angebracht, sonst geht einem nachher noch das Paniermehl aus.
Brotauflauf
Oder ich stöbere in Rezeptesammlungen, denn schon unsere Vorfahren kamen an den Punkt hin und wieder mit altem Brot zu tun zu haben. Ihnen war der Mülleimer jedoch zu schade und sie erfanden tolle Gerichte wie Brotaufläufe und Nachtische.
Croutons
Oder ich schneide die Brötchen in kleine Würfel, lasse sie trocknen und oder gebe sie gleich in die Pfanne mit etwas Fett und Salz und brate Croutons daraus, die sich hervorragend in Salat und Suppen machen.
Wieder auffrischen
Sind Brot und Brötchen noch zu retten, so befeuchte ich sie unter dem Wasserhahn und gebe sie dann in den Backofen oder auf den Toaster. Die zugegebene Feuchtigkeit macht das Brot wieder frisch. Eine Leserin hatte den tollen Tipp Brot und Brötchen in einem Topf mit Dampfeinsatz wieder frisch zu machen. Etwas Wasser in den Topf geben, Dampfeinsatz mit den Backwaren drauf und ein paar Minuten auf den Herd stellen.
Zwieback
Zwieback ist übrigens nichts anderes als vertrocknetes Weißbrot. Eine tolle Methode, denn Weißbrot schmeckt am besten, wenn es gerade aus dem Ofen kommt, oder eben zu Zwieback wird. Schneide es einfach in Scheiben, lass es an der Luft trocken oder schiebe die Scheiben bei Bedarf nochmal bei 150 °C in den Ofen.
Brotchips
Das fast harte Brötchen in dünne Scheiben (ca. 3 mm) schneiden, mit einer Mischung aus Bratöl, Salz und Gewürzen nach Geschmack (z.B. Gyros-Gewürz oder fein gemahlener Rosmarin) dünn bestreichen und bei 170 Grad Umluft 10-15 Minuten backen. (Tipp einer Leserin).
Foodsharing
Dadurch das unsere Backstuben dazu übergehen auch noch Abends frisches Brot und Brötchen zu produzieren ist es ganz selbstverständlich, dass ein großer Teil dieser Produktion am Ende des Tages übrig bleibt und entsorgt wird. Gerade Supermarktketten und Discounter schreiben ihren internen Backstuben sogar vor, genau so zu handeln. Immerhin gibt es zunehmend Bäcker, die mit der Organisation Foodsharing zusammen arbeiten und ihren Überschuss Abends kostenfrei abgeben. Dieser wird von Freiwilligen zu Verteilstationen gebracht, die überall in der Stadt verteilt liegen und aus denen sich jeder Mitbürger frei bedienen kann, so viel er möchte. Seid es den Verteiler in unserer Nachbarschaft gibt, brauchen wir uns um die Sonntagsbrötchen keine Gedanken zu machen. Wir schleppen säckeweise Backwaren nach Hause, weil wir genau wissen, dass bei uns nichts davon verkommt.
11 Kommentare
Juke
Seit ich bei Foodsharing mitmache, haben wir oft mehr Brötchen, als wir frisch essen können. Aber wenn man die Brötchen (oder auch ganze Brotlaibe) ein paar Minuten in einen Topf mit Dämpfeinsatz packt und das Brot dämpft, dann wird es wieder feucht und wie frisch (sobald es wieder abgekühlt ist).
Manche Brötchen lasse ich absichtlich trocken werden und mache Brotchips daraus: einfach in dünne Scheibchen schneiden, mit einer Mischung aus Bratöl, Salz und Gewürzen nach Geschmack (z.B. Gyros-Gewürz oder fein gemahlener Rosmarin) dünn bestreichen und bei 170 Grad Umluft 10-15 Minuten backen.
LG
Juke
Olga
Danke für die Tipps. Ich ergänze sie gerne im Artikel.
Mama Mia
Zwieback ist kein trockenes Weißbrot. Zwieback ist „Zwie Back“ also „Zwei Back“ also „zweifach gebacken“. Und das nicht einfach so, sondern unter Fettzugabe.
Leckeren Zwieback selber machen: Weißbrot mit Butter bestreichen und im Ofen „ein zweites mal“ backen. Besonders lecker in der hauseigenen Anis-Variante. Das gebutterte Weißbrot mit Zucker und Anis bestreuen und dann backen. Ich selber mag Anis eigentlich nicht, aber auf frisch selbst gemachtem Zwieback ist es extrem lecker.
Man kann es noch warm essen oder abkühlen lassen. Gerade warm bekommt man Zwieback ja nicht oft. Also einfach mal ausprobieren.
Normalerweise wir Zwieback mit einem fetthaltigen Teig hergestellt, darum braucht man bei Weißbrot das zusätzliche Fett. Außerdem muss der Zwieback aus Weißbrot anders gebacken werden, die Temperatur ist höher und die Zeit kürzer. Ich glaube es waren 180 °C und 10 oder 15 Minuten. Einfach ein wenig ausprobieren. Der Zwieback sollte rösch und nicht schwarz sein 😉
Mama Mia
Mondschatten
Brot, das wir nicht verbrauchen, wird auf der Heizung getrocknet, bis es absolut trocken ist. In diesem Zustand ist es nahezu unbegrenzt haltbar.
Das trockene Brot wird dann verarbeitet zu Paniermehl, Scheiterhaufen, Semmelknödel, Pizzaboden (dazu einfach mit Wasser zu einem Brei vermischen und in Form drücken), Bratlingen, als Lockerungsmittel in Frikadellen, als Bindemittel in Saucen und Suppen.
Käthe Paal
Für einen Single-Haushalt lohnt eine Gefriertruhe nicht!
Früher hat man halt das hart gewordene Brot an die Entchen verfüttert, aber das ist ja nun verboten.
Olga
Toll, wenn man ohne auskommt! Dann mach Paniermehl, Croutons oder Brotsuppe daraus 🙂
Andrea Beckers
Hallo Olga,
wo ist denn in Köln-Sülz ein solcher Verteiler für Lebensmittel?
Liebe Grüße!
Andrea
Olga
Auf der Homepage von Foodsharing findest du alle Verteiler. Wir fahren immer in den Campusgarten.
Fussel
Weißbrot muß übrigens nicht so schnell trocken werden wie die meisten derartigen Produkte vom Bäcker. Häufig wird es so schnell trocken, weil Backmittel zugesetzt wurde (soll ja immer schön schnell gehen, die Maschinen brauchen immer dieselbe Teigbeschaffenheit, außerdem verkaufen sich große Brötchen gut, weil die Verbraucher denken, da bekommen sie mehr für ihr Geld).
Für Techniken wie Brüh- oder Kochstücke, die einen gut formbaren Teig bei deutlich verbesserter Frischhaltung erzeugen, ist bei den meisten Bäckern (acuh bei den meisten Handwerksbäckern, leider) keine Zeit mehr. Ausnahmen sind gelegentlich Bäcker, die zum Slowbaking-Verband gehören.
Ich backe mein Brot meist selbst und meine Brötchen oder auch die Weizenbrote halten sich deutlich länger frisch als Bäckerbrötchen. Wenn ich mal was kaufe, dann in der örtlichen Bäckerei, die Mitglied im Slowbakery-Verband ist. Deren Brot (das helle Mischbrot!) kann man problemlos 5 Tage unverpackt auf dem Anschnitt stehen lassen und es schmeckt immer noch gut.
Maria
Hallo!
Du hast hier wirklich eine ganz tolle Zusammenstellung von guten Tipps gemacht!
Ich arbeite übrigens auch bei foodsharing mit, eine tolle Sache gemeinsam Lebensmittel vor dem Müll zu retten!
lg
Maria
PS: Kennst Du schon unsere FB-Gruppe EiNaB? Wenn Du auf FB bist könntest Du sehr gerne Beiträge wie diesen in dieser Gruppe teilen, damit noch mehr Menschen von Deinen tollen Gedanken erfahren. Für unsere Linkparty haben wir inzwischen einen eigenen Blog gegründet.
Olga
Cool! Lieben Dank 🙂